Mental Health Literacy – was ist das denn? Wie hängt es mit psychischen Erkrankungen zusammen und was hat Australien damit zu tun?



Was gibt es für psychische Erkrankungen? Was ist der Unterschied zwischen einer Angststörung und einer Depression? Woran erkenne ich psychische Erkrankungen und was kann ich tun, wenn ich betroffen bin oder ich mir Sorgen um jemand in meinem Umfeld mache? Hilft eine Therapie immer oder hilft sie überhaupt?

Die Antworten auf diese Fragen werden im Rahmen der Mental Health Literacy (was so viel bedeutet wie „Wissen über mentale Gesundheit“) in Australien in großem Stil an die Bevölkerung vermittelt. Auch in Deutschland gibt es in diesem Bereich immer mehr solche Initiativen (https://psychologische-coronahilfe.de/). Das Wissen über psychische Erkrankungen, wie sie sich auswirken, wie man vorbeugen und sich selbst stärken kann oder wie sie behandelt werden können, liefert jedem Einzelnen die Möglichkeit, sich selbst und anderen zu helfen. Und dadurch das eigene Leben noch ein Stückchen mehr in die Hand zu nehmen.

Eine in Deutschland vergleichsweise weit verbreitete psychische Erkrankung ist die Depression, wobei 10,8 % der Frauen und 7,6 % der Männer in ihrem Leben depressive Symptome erleben. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 29 Jahren sind betroffen (Haple, Cohrdes, Nübel, 2019).

Leichte depressive Verstimmungen können in vielen Fällen gut durch eine Veränderung des eigenen Verhaltens gemildert oder sogar ganz überwunden werden. Um die Handlungsfähigkeit des Einzelnen zu erhöhen, haben die australischen Forscher im Rahmen der Mental Health Literacy eine Liste alltäglicher Strategien formuliert, die jeder Einzelne tun kann, um depressive Symptome zu reduzieren und sein Wohlbefinden zu steigern (Morgan & Jorm, 2009). Jüngere Studien zeigen, dass diese Strategien nicht nur wirksam zur Prävention und Behandlung leichter psychischer Beeinträchtigungen sind, sondern auch mit positiver mentaler Gesundheit zusammenhängen (Hofmann & Kohlmann, 2019). Damit ist gemeint, dass man sich nicht nur ok fühlt sondern dass man sein Leben genießt, Freude empfindet und das Gefühl hat, man kann die eigenen Bedürfnisse erfüllen. Man fühlt sich körperlich, emotional und sozial wohl.

Das heißt: Die Strategien können auch hilfreich sein, um das Leben besser zu machen - selbst, wenn es einem schon gut geht!


Hilfreiche Strategien für den Alltag:

  1. Gefühlen einen guten Rahmen geben: z.B. indem man
    1. jemandem Vertrauten von seinen Problemen und Gefühlen erzählt,
    2. Entspannungsübungen durchführt und (Blogbeitrag: Achtsamkeit und Gesundheit)
    3. sich für das Erreichen kleiner Ziele belohnt (Blogbeitrag: Warum es so gut ist, sich für kleine Ziele zu belohnen).

  1. Seinen Körper gut versorgen, denn die körperliche Gesundheit wirkt sich auch auf unsere psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit aus, z.B. indem man

    1. sich ausgewogen ernährt,
    2. sich bewegt und
    3. ausreichend und regelmäßig schläft.

  1. Sein Leben positiv gestalten, indem man

    1. etwas tut, das man mag,
    2. jeden Tag etwas Sinnvolles tut,
    3. etwas tut, das einem das Gefühl gibt, dass man etwas kann und
    4. sich bewusst macht, was einem hilft (auch langfristig), wenn man sich nicht so gut fühlt und z.B: traurig, einsam, lustlos etc. ist.

Wenn man noch dazu täglich aus dem Haus geht und mit anderen Menschen (siehe Blogbeitrag: Beziehungen), Licht und etwas frischer Luft in Kontakt kommt – und vielleicht sogar noch ein wenig Natur und Grün abbekommt -, dann ist man gut ausgestattet um seine eigene psychische Gesundheit zu stärken und aufrecht zu erhalten.

Ihnen liegt die psychische Gesundheit Ihrer Mitmenschen am Herzen?
Sie wollen Menschen mit psychischen Problemen unterstützen?

Dann werden Sie Gesundheitslotse für psychische Gesundheit in Ihrem Unternehmen!

Gesundheitslotse werden

Quellen:

Angermeyer, M. C., & Matschinger, H. (2005). Have there been any changes in the public's attitudes towards psychiatric treatment? Results from representative population surveys in Germany in the years 1990 and 2001. Acta Psychiatrica Scandinavica, 111(1), 68–73. https://doi.org/10.1111/j.1600-0447.2004.00441.x

Hapke U, Cohrdes C, Nübel J (2019). Depressive Symptomatik im europäischen Vergleich – Ergebnisse des European Health Interview Survey (EHIS) 2. Journal of Health Monitoring 4(4),  62–70. https://doi.org/10.25646/6221  

Hofmann, H., & Kohlmann, C.‑W. (2019). Dimensionality of mental health activities in a German sample. Health Promotion International, 34(6), 1106–1116. https://doi.org/10.1093/heapro/day078

Morgan, A. J., & Jorm, A. F. (2009). Self-help strategies that are helpful for sub-threshold depression: A Delphi consensus study. Journal of Affective Disorders, 115(1-2), 196–200. https://doi.org/10.1016/j.jad.2008.08.004