Was sind Emotionen und wie hängen sie mit unseren Gedanken und unserem Verhalten zusammen?


Was sind Emotionen?

Menschen erleben täglich ganz viele unterschiedliche Emotionen. Das können z.B. Freude, Zufriedenheit, Interesse, Mitleid, Schuld, Angst, Gereiztheit oder auch Ärger sein. Das ist nur eine kleine Auswahl von Gefühlen, die wir empfinden können. Diese Emotionen oder Gefühle sind für uns alltäglich und sehr wichtig. Sie zeigen uns, ob bestimmte Ereignisse und Situationen gut für uns sind und wir sie nochmal erleben möchten oder ob wir von bestimmten Situation lieber Abstand nehmen sollten.

Emotionen sind vorübergehend

Gefühle treten aufgrund bestimmter Gedanken oder Ereignisse auf und sind generell vorübergehend. Sie haben einen Anfang und ein Ende, werden mehr oder weniger stark empfunden. Das ist ganz besonders bei negativen Gefühlen hilfreich. Wenn man traurig ist, Schmerz oder Langeweile verspürt, dann kann manchmal der Gedanke helfen, dass das wieder vorbeigeht.

Emotionen sind mehr oder weniger aktivierend

Emotionen wirken im Körper unterschiedlich. Es gibt Emotionen, die unseren Körper ganz besonders aktivieren (egal ob sie jetzt positiv oder negativ sind). Angst und Spaß sind z.B. Emotionen, die für Energie und Muskelanspannung sorgen. Energielosigkeit oder Entspannung sind Emotionen mit geringem Aktivitätslevel. Das ist deshalb gut zu wissen, denn der Körper braucht einen Ausgleich: immer ein hohes Aktivititätslevel ist genauso ungesund wie durchgehend Entspannung oder Antriebslosigkeit zu erleben. Wenn man also bemerkt, dass man in letzter Zeit sehr aktiv war, kann man für etwas mehr Ruhe sorgen. Umgekehrt ist etwas mehr Aktivität, Motiviation und Energie nach Phasen langer Entspannung und Antriebslosigkeit hilfreich.

Emotionen werden positiv oder negativ wahrgenommen

Emotionen unterscheiden sich auch hinsichtlich unserer Bewertung (also positiv oder negativ). Wenn man dazu noch berücksichtigt, dass Emotionen mehr oder weniger aktivierend sind, dann gibt es also zwei Arten von positiven Emotionen: Die, die hoch aktivierend sind (z.B. wenn wir Spaß haben, vor Glück platzen könnten, vor Freude in die Luft springen) und die, die nur gering aktivierend sind (z.B. wenn wir uns zufrieden zurücklehnen, wenn wir gelassen rumliegen, wenn wir ganz ruhig unsere Umgebung wahrnehmen).

Um unser Wohlbefinden zu steigern, ist es deshalb hilfreich, in Momenten, in denen wir gereizt, verärgert oder ängstlich sind, Ruhe, Entspannung und Gelassenheit zu suchen. Wenn wir allerdings energielos, träge und müde sind, wäre es hilfreich etwas zu tun, das uns interessiert, anregt, begeistert oder aktiviert. Natürlich immer zur passenden Zeit. Müdigkeit ist super vor dem Schlafengehen und da sollten wir häufig nichts tun, was uns anregt.

Wie hängen Emotionen, Gedanken und Verhalten zusammen?

Je nachdem, wie wir uns fühlen, verhalten und denken wir anders – und umgekehrt! Bisherige Forschung hat z.B. gezeigt, dass je nachdem, ob wir häufig positive oder negative Emotionen empfinden, unsere Gedanken und Verhaltensweisen anders sind - denn Emotionen beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Bewertung und unser Verhalten!

Emotionen beeinflussen unsere Wahrnehmung

Je nachdem, wie es uns geht, nehmen wir Situationen anders wahr. Geht es uns gut, fühlen wir uns wohl und sind begeistert bei einer Sache, dann sind wir empfänglich für positive Eindrücke (z.B. wenn wir gut gelaunt das Haus verlassen, fällt uns der schöne Baum an der Straße auf, das Kind, das ganz versunken spielt, die nette Nachbarin, die uns grüßt, …). Es läuft einfach.

Sind wir allerdings zu spät dran, gereizt und gestresst, dann haben wir einen ganz besonderen Blick dafür, was alles nicht gut läuft, was uns an unserem Plan hindert. Wir können nicht in Ruhe genießen sondern sind zielfokussiert (z.B. schnell von A nach B kommen). Oft kommt uns der Gedanke in den Kopf „Auch das noch…“. Emotionen beeinflussen aber nicht nur unseren aktuellen Blick auf Situationen, sondern auch auf die Vergangenheit und die allgemeine Wahrnehmung unseres Lebens. Studien aus dem Arbeitsleben haben beispielsweise gezeigt, dass Personen, die häufig negative Emotionen mit einer hohen Aktivierung empfinden (z.B. häufig gereizt, verärgert oder wütend sind), eher auf negative statt auf positive Arbeitsbedingungen achten – unabhängig von der Situation oder objektiven Stressoren [1].

Emotionen beeinflussen unsere Bewertung

Außerdem bewerten wir, je nachdem wie wir uns fühlen, bestimmte Situationen und uns selbst anders. Studien haben gezeigt, dass Personen, die häufig zufrieden, froh, glücklich oder engagiert sind, sich selbst und andere eher positiv wahrnehmen und ein höheres Gefühl von Kontrolle, Kompetenz und Wohlbefinden haben [2]. Umgekehrt bewerten Menschen, die z.B. verärgert, gereizt oder aggressiv sind, Situationen oder andere Personen eher negativ [3]. Sie fokussieren sich außerdem ganz besonders auf Misserfolge und Unzulänglichkeiten und haben deshalb auch ein schlechteres Bild von sich selbst und anderen [4].

Emotionen beeinflussen unser Verhalten

Emotionen sind auch entscheidend für die Art, wie wir auf unsere Mitmenschen zugehen und wie wir auf sie reagieren. Emotionen beeinflussen deshalb auch unsere sozialen Beziehungen. Personen die häufig positive Emotionen empfinden sind sozial beispielsweise aktiver und offener und bewerten soziale Interaktionen positiver [5].

Zudem scheinen Emotionen relevant zu sein für unsere Motivation, bestimmte Ziele zu verfolgen und sie dann auch zu erreichen. Unzählige Studien haben gezeigt, dass positive Emotionen dazu führen, dass wir Probleme und Herausforderungen (privat, beruflich) eher aktiv angehen und dann auch besser bewältigen können [6].

Das Tolle an Emotionen: Man kann sie hervorrufen und erzeugen. Man ist ihnen nicht machtlos ausgeliefert sondern kann für sich Wege finden, gut mit ihnen umzugehen (vergleiche Blogbeitrag „Mental Health Literacy“).

Den Umgang mit Emotionen lernt man z.B. im Stressmanagementtraining. Das Erlernen von Strategien zur Veränderung von Stress erzeugenden Gedanken (kognitive Umstrukturierung) ist ein elementarer Bestandteil von Stresspräventionskursen, die von Krankenkassen bezuschusst werden.


Stressmanagementtraining

Quellen:

[1] Judge, T. A., & Larsen, R. J. (2001). Dispositional Affect and Job Satisfaction: A Review and Theoretical Extension. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 86(1), 67–98. https://doi.org/10.1006/obhd.2001.2973

Levin, J., & Stokes, J. P. (1989). Dispositional approach to job satisfaction: Role of negative affectivity. Journal of Applied Psychology, 74, 752–758.

Necowitz, L. B., & Roznowski, M. (1994). Negative affectivity and job satisfaction: Cognitive processes underlying the relationship and effects on employee behaviors. Journal of Vocational Behavior, 45, 270–294.

[2] Fredrickson, B. L. (2013). Positive emotions broaden and build. In P. Devine & A. Plant (Eds.), Advances in Experimental Social Psychology (Vol. 47, pp. 1–53). Academic Press. https://doi.org/10.1016/B978-0-12-407236-7.00001-2

[3] Debus, M. E., König, C. J., Kleinmann, M., & Werner, C. S. (2015). Examining the effects of negative affectivity on self- and supervisor ratings of job stressors: The role of stressor observability. Work & Stress, 29(4), 341–361. https://doi.org/10.1080/02678373.2015.1075233

[4] Watson, D., & Pennebaker, J. W. (1989). Health Complaints, Stress, and Distress: Exploring the Central Role of Negative Affectivity. Psychological Review, 96(2), 234–254.

[5] Lyubomirsky, S., King, L. A., & Diener, E. (2005). The benefits of frequent positive affect: Does happiness lead to success? Psychological Bulletin, 131(6), 803–855. https://doi.org/10.1037/0033-2909.131.6.803

[6] Lyubomirsky, S., King, L. A., & Diener, E. (2005). The benefits of frequent positive affect: Does happiness lead to success? Psychological Bulletin, 131(6), 803–855. https://doi.org/10.1037/0033-2909.131.6.803